“Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden -
Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. Es braucht nicht eben ein scharf denkender Kopf zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du ihn darum befragen solltest. Nein!
Vielmehr sollst du es ihm selber zuallererst erzählen.
Ich sehe dich zwar große Augen machen, und mir antworten, man habe dir in frühern Jahren den Rat gegeben, von nichts zu sprechen, als nur von Dingen, die du bereits verstehst …
Der Franzose sagt, l’appétit vient en mangeant (der Appetit kommt beim Essen) und dieser Erfahrungssatz bleibt wahr, wenn man ihn parodiert, und sagt, l’idee vient en parlant …” – die Idee kommt beim Sprechen!
Soweit ein Zitat und Auszug aus einem Essay von Heinrich von Kleist, 1777 – 1811.
Früher wie heute. Wenn es also schwierig wird, ein umfangreiches Thema oder ein Problem zu lösen, ist es empfehlenswert, mit einem Anderen darüber zu sprechen. Dabei ist es nicht so wichtig, dass Ihr Gegenüber dieses Thema überhaupt kennt oder auf Anhieb versteht.
Ein neutraler Gesprächspartner ist gerade gut genug. Dieser wird Ihnen unbefangen zuhören und Sie nicht beeinflussen wollen.
Der ausschlaggebende Punkt ist wohl, dass Sie mit dem Formulieren Ihre Gedanken strukturieren können und Ihr Anliegen vom Anfang bis zum Ende selbst beleuchten und damit Ihre eigene Lösung und Vorgehensweise finden können.